I Máchi tou Mýtrou

Die Schlacht von Mytros

Akira die Bardin · 19. Oktober 2024 · Lesedauer ~ 7 Minuten

Akira, Notizen zum Epos

05. Scyllion

Der Abend

Meine Freunde, Bürger von Mytros, tapfere Seelen in dieser dunklen Stunde! Ich stehe vor euch, nicht nur als einer der Helden der Prophezeiung, sondern auch als Erbe des stolzen Vermächtnisses der Myrmidonen. Unsere Stadt, unser geliebtes Mytros, steht kurz vor ihrer größten Herausforderung. Die Titanen sind auf dem Vormarsch und fest entschlossen, alles zu zerstören, was wir uns in den fünfhundert Jahren des Friedens aufgebaut haben. Aber seht euch an! Trotz alledem sehe ich keine Furcht in euren Augen. Ich sehe den unerschütterlichen Geist von Mytros – den Geist, der uns und unsere Vorfahren durch unzählige Stürme getragen hat. Ich sehe die Entschlossenheit der Myrmidonen, der legendären Krieger, die diese Stadt mit ihrem Blut und ihrem Schweiß verteidigt haben. Und vor allem sehe ich eines: das Erbe der wahren Drachenlords. Unsere noblen Helden, die einst Seite an Seite mit den Drachen kämpften, leben in mir, aber auch in jedem einzelnen von euch weiter. Ihre Tapferkeit, ihre Opferbereitschaft, ihre unerschütterliche Loyalität gegenüber Mytros – das alles tragt ihr in euren Herzen. Heute rufe ich diesen Geist an. Heute bitte ich euch, mit mir zusammenzustehen, nicht als Herrscher und Untertanen, sondern als Brüder und Schwestern. Lasst uns den Titanen zeigen, dass der Geist von Mytros, der Geist der Myrmidonen und der Geist der Drachenlords niemals gebrochen werden kann! Zusammen werden wir überstehen, egal was kommt. Zusammen werden wir den Sturm abwehren und eine bessere Zukunft willkommen heißen. Für Mytros, für die Myrmidonen, für das Erbe der Drachenlords!

Mit Timótheos’ ergreifenden, aber scheinbar auch unendlichen Rede wird das Festmahl eröffnet. Wir fühlen uns schnell gestärkt, auch wenn der sonst so gute Wein heute keine Wirkung zeigt. In einem letzten Versuch, sich auf das Unausweichliche vorzubereiten, zählen wir noch einmal auf, wer sich morgen auf welcher Seite der beiden Fronten gegenüberstehen wird.

Hinter uns stehen Nephele, die Amazonen, die Götter, die Myrmidonen und die Bevölkerung von Mytros. Auf der anderen Seite erwarten wir Sydon, seine Kinder, die Zentauren und Gyganen. Ob und wie sich Acastus, Lutheria, Moxena, Gaius, Hexia und die Aresianer einmischen werden, wissen wir nicht.

Am späteren Abend geht jeder seinen eigenen Weg, um noch einmal zur Ruhe zu kommen. Bordelle und Meditation schließen sich, wie sich zeigt, nicht aus. Bexos verbringt die Nacht im Weingarten.

06. Scyllion

Der Morgen

Der Tag ist gekommen. Der Friedenseid ist nun Geschichte.

Bereits der Sonnenaufgang ist ein Vorbote dessen, was heute noch kommen wird. Die dunkelrote Sonne schiebt sich über die schweren Wolken am Himmel. Eine merkwürdige Stimmung liegt in der Luft. Der Zorn der ganzen Welt scheint sich auf diesen einen Ort zu konzentrieren, und wir sind mittendrin.

Wir beginnen den Tag im Gebet zu Ehren der Götter, um die Moral der Bevölkerung noch einmal zu stärken. Kyrah und Pythor wohnen der Zeremonie selbst bei, Vallus und Volkan schonen ihre bereits beanspruchten Kräfte.

Wir wechseln zur Ultros, wo wir uns ungestörter unterhalten können. Die Mannschaft ist noch da und bereit, die Ballisten zu bedienen, doch vor ihr haben wir keine Geheimnisse mehr. Mit dem ersten Tageslicht wird schnell offensichtlich, welche Auswirkungen das Ende des Eides auf die Götter hat: Sie sind nun keine mehr.

Tiameias Vermutungen waren richtig. Vor unseren Augen verwandelt sich Kyrah in den bronzenen Drachen Arkirania und Pythor in Raspytrion. Die alten Drachen, Kinder von Volkan und Balmytria, sind zurück! Und sie müssen nicht länger schweigen.


Die ersten, die kamen, waren Flüchtlinge und Schiffbrüchige, Überlebende von verirrten Schiffen. Halbtot schleppten sie sich an die Küsten der Inseln und schufen sich ein karges Leben unter den einheimischen Feenvölkern. Sydon ignorierte diese Neuankömmlinge. Sie waren zu schwach und zu erbärmlich, um sie überhaupt wahrzunehmen. Doch Lutheria – oh, sie fand etwas Faszinierendes an ihrer Natur. Als immer mehr kamen – Forscher, Siedler – war es Lutheria, die Sydons Zorn aufhielt und ihnen erlaubte, sicher zu landen, damit sie diese seltsamen Wesen studieren konnte. Mit der Zeit wuchsen ihre Zahlen, und die zivilisierten Völker gründeten kleine Dörfer entlang der Küsten. Stück für Stück breiteten sie sich über die Inseln von Thylea aus, bis ihre zunehmende Zahl zu Konflikten mit den ursprünglichen Bewohnern führte. Zunächst litten die zivilisierten Völker jedes Mal Verluste, wenn sie auf die Feenvölker stießen. Sie hatten weder die Kraft noch die Zahl, um es mit den Gygans oder Zentauren im Kampf aufzunehmen. Sie waren nicht in der Lage, der Magie und den Verlockungen der Nymphen, Dryaden und Satyrn zu widerstehen. Alles änderte sich jedoch mit der Ankunft der Drachenherren, einer Gruppe von Helden, die auf mächtigen, geflügelten Reittieren kämpften. Ihr Anführer war Xander Huorath, der stolze Reiter des mächtigen Silberdrachen Balmytria. Sein größter Rivale und zweiter Anführer war Rizon Phobas, der Balmytrias Gefährten ritt, einen mächtigen Bronzedrachen. Mit ihnen kamen Adonis Neurdagon, schön und eitel; die Brüder Telamok und Estor Arkelander, gnadenlose und wilde Krieger, und viele weitere, die mittlerweile in Vergessenheit geraten sind. Jeder dieser Krieger hatte einen Eid auf seinen Drachen geschworen, und zusammen waren sie im Kampf fast unbesiegbar. Die Ankunft dieser großartigen Kreaturen entfachte Lutherias Faszination für die Neuankömmlinge. Die Drachen waren anders als alles, was Thylea je gesehen hatte. Auf Drängen seiner Schwester ignorierte Sydon das Flehen seiner Gläubigen, Thylea von den Eindringlingen zu reinigen. Unter der Führung der Drachenherren erlebten die zivilisierten Völker eine Ära nie dagewesener Expansion. Dörfer wuchsen zu Städten, und Städte verwandelten sich in große, ummauerte Metropolen. Die Begegnungen zwischen den Neuankömmlingen und den einheimischen Völkern wurden immer häufiger und immer gewaltsamer. Doch jetzt begannen die Neuankömmlinge zu siegen. Die einheimischen Völker wurden zurückgedrängt, tief in die unerschlossene Wildnis. Trotzdem hielt Sydon, aus Respekt vor der Neugier seiner Schwester-Gemahlin, seinen Zorn zurück und wartete – nur auf den unvermeidlichen Funken, der das Feuer eines totalen Krieges entzünden würde. Und lange musste er nicht warten...

Die Schlacht

Während am Horizont die ersten Segel im aufbrausenden Sturm sichtbar werden, liegt unsere erste Herausforderung mitten in der Stadt. Aus dem Palast hören wir das Brüllen von Ikarus, plötzlich riesengroß. Offensichtlich wurden ihm rücksichtslos große Mengen Wachstumstränken verabreicht. In ihm steckt immer noch ein Jungdrache – eine sehr gefährliche Situation.

Jeder Moment zählt, denn der silberne Drache sorgt durch seine innere Unruhe in der Stadt für große Verwüstung. Es fällt uns schwer, ihn zu beschwichtigen – auch wir werden durch ihn und seinen eiskalten Atem verletzt. Alles, was wir erreichen können, ist, ihn fürs Erste aus der Stadt zu treiben.


Der Hafen wird indes mit der ersten Welle bis an die Zähne bewaffneter Gyganen überrollt. Sie fahren ihre Kriegsschiffe ungebremst an Land, springen von Bord und richten dort mit brachialer Gewalt Verwüstung an.

Wir eilen herbei und können die Angreifer mit Hilfe der Amazonen und der Götter-Drachen rasch dezimieren. Auch die tapferen Matrosen unserer Crew stellen ihren Mut unter Beweis: Sie geben uns mithilfe der Ballisten auf den verlassenen Gyganen-Schiffen wichtige Rückendeckung.


Bexos muss sich aus dem Hafengeschehen zurückziehen. Er kümmert sich um eine der beiden Zentaurengruppen, die aus verschiedenen Richtungen in die Stadt einfallen. Eine Gruppe hat Pech: Sie stürmt in gerader Linie durch die Stadttore und wird ebenso in gerader Linie von Ca’s Blitzatem ausgelöscht.

Als er über der Arena die bronzenen Drachen der Stadtwache sichtet, sucht er diese gemeinsam mit Tiameia auf. Dort werden sie von Acastus erwartet und entgehen nur um Haaresbreite der unmittelbaren Festnahme. Der König von Mytros plante eigentlich, auf die Seite Sydons überzulaufen, um dessen Gunst zu gewinnen. Doch den Helden gelingt es – zu ihrer eigenen Überraschung –, Acastus zumindest für den Moment vom Gegenteil zu überzeugen. Auf die Seite der Sieger könne er sich schließlich immer noch stellen, wenn es uns nicht gelingt, den laufenden Angriff abzuwehren. Acastus akzeptiert und überlässt den beiden zudem den mächtigen Stab, mit dem die riesige Pythor-Statue im Hafen gesteuert werden kann.


Zurück im Hafen werden die einfallenden Gyganen und Zentauren von einem mächtigen Oger-Magier unterstützt. Er beschwört einen schweren Sturm, der uns verlangsamt und unsere flächendeckende Hilfe in der ganzen Stadt gefährdet. Kapiosallos schafft es jedoch mit der Unterstützung der Götter, den Magier trotz seiner überlegenen Zaubersprüche binnen weniger Augenblicke zu überwältigen. Die Überraschung spiegelt sich noch im Moment seiner Niederlage auf seinem Gesicht wider.


Timós hält sich gerade in der Nähe der Myrmidonen auf, als er in den engen Gassen der Altstadt einen gewaltigen Gyganen beobachtet, der für Chaos und Verwüstung sorgt. Da der Gygane Zivilisten als menschliche Schilde benutzt, kann Timós ihn nicht ohne Weiteres aufhalten. Stattdessen kümmert er sich um die Evakuierung des Bordells, das der Gygane in Brand gesetzt hat. Gemeinsam mit Antis Rettungsschwingen gelingt es ihm, die meisten Personen aus dem Gebäude in Sicherheit zu bringen.

Die Schlacht geht weiter – mit all ihrer Wucht und Brutalität.