Palioí echthroí, néoi fíloi

Alte Feinde, Neue Freunde

Akira die Bardin · 20. Januar 2024 · Lesedauer ~ 5 Minuten

Akira, Notizen zum Epos

14. - 15. Pythion

Der aufregende Tag klingt auf dem Boot langsam aus. Während Bexos seiner Tochter noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest, zelebriert Timós noch ein letztes Mal die Zuwendung an das Drachenei. Zunächst wird das Banner der Myrmidonen gehisst, dann mit Kefer die vertraute Melodie des Eis gesummt. Als der Zwerg das Ei dann mit der Säure aus der Amphore übergießt, löst sich endlich die erste Schuppe. Der Drache schlüpft!

Das Summen der Crew erstummt, alle halten den Atem an. Die erste Schuppe fällt zu Boden, und weicht einem gleißenden Lichtkegel aus dem Inneren des Eis. Dort setzt sich das Summen fort und ein kleiner Drache zeigt sich der Welt. Er schaut Timótheos an und gibt ihm einen kleinen Stups mit seinem Kopf.

Anti - Auntyraghamalaevoar - fügt sich schnell in seinem Zuhause ein. Mit Timós geht er den Bund ein, mit Ca fliegt er fleißige Runden durch die Luft und von Akira holt er sich einige gerührte Tränen ab. Wir feiern zu Ehren des neuen Begleiters am nächsten Tag ein kleines Fest an Deck.

Anti

16. Pythion

Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichen wir die nächste Insel. Moxena hat uns hierhin gelockt, doch statt ihr werden wir heute auf ganz andere Insulaner treffen.

Ein karges Eiland kurz vor der eigentlichen Küste weckt zunächst unser Interesse. Tiere finden sich hier keine, dafür ein verschachteltes System an korallenartigen Rohren - und ein beißender Gestank nach totem Fisch. Bexos’ Drache ist begeistert, wir halten lieber gebührenden Abstand. Die Symboliken an den Wänden könnten einem Kraken zuzuordnen sein.

Wieder lockt uns Moxena. Aus der magischen Ohrmuschel ist eine markante Harfenmusik zu hören. Das Gegenstück muss sich auf der größeren der beiden Inseln befinden, der magische Kompass zeigt nach oben zu einem der Bergseen. Pythor erkennt indes die Musik sofort als die Hymne von Estoria - es ist sein Lied. Er drängt sich uns auf, und will mit an Land zu kommen.

Auf Nachfrage holt Pythor weit aus. Das Lied wurde ihm zur Geburt seiner Einhundersten Tochter gewidmet, komponiert wurde es von Anoras Urgroßmutter. Kompliziert ist sein Liebesleben jedoch schon sehr lange. Ungefähr ab dem Zeitpunkt als seine Frau Hexia ihn dabei ertappte, wie er eine Andere verführte. Hexia - der grüne Drache - wurde nach seinen Worten wahnsinnig und schwor sich in Folge, alle seine Liebschaften zu verfolgen. Und das tut so bis heute.


Wir treffen auf einen dichten Dschungel und kämpfen uns langsam nach oben. Die spärliche Besiedelung der Einöde scheint nicht auf die Hauptinsel übergegriffen zu haben. Doch schon bald sehnen wir uns die Einsamkeit zurück: Aus dem Gefühl, beobachtet zu werden wird Gewissheit, als wir uns zwischen einem Dutzend gespannter elfischer Bögen wiederfinden.

Die indigene Gruppe ist gleich überrascht wie wir, als sich eine Frau aus ihrer Mitte löst uns ich vor Tiameia I. verbeugt. Die Amazone hat ihre Königin scheinbar am Kopfschmuck erkannt. Wir werden freundlich in ihr Lager begleitet.

Die Bewohner der Insel stammen allesamt von Elfen ab, kommen aber aus ganz Thylea. Hier sind sie geeint in ihrem Los: Seit teils hunderten Jahren und mehreren Generationen werden sie von Hexia hier gefangen gehalten und gejagt. Die Bevölkerung scheint sich grob in zwei Parteien zu teilen. Der Mönch aus Aresien leitet eine Gefolgschaft die das Fliehen von der Insel bevorzugt, aber das Lager der Amazonen ist auf Rache aus. Aber: Jeder Versuch Hexia zu entkommen ist von Hexia vereitelt worden. Als Tiameia dann während der Unterhaltung das Lied Pythors summt, breitet sich sofort Panik aus. Wer sich der Melodie zu weit nähert, wird vom Drachen gefressen!

Wir gehen so nah ran, wie wir können.

Am Rand des Bergsees, oben im Gebirge, endet unsere kurze, aber nicht weniger anstrengende Reise. Mitten drin, auf einer kleinen schwimmenden Insel, sitzt eine ältere Elfe. Unermüdlich spielt sie das selbe Lied, und traut sich keinen Moment es zu unterbrechen. Sie wirkt traurig, offenbar ist sie eine Vorfahrin von Anora.

Der See könnte der Hort von Hexia sein. Er selbst ist geschmückt mit zahllosen Münzen, die Bäume und Wände rings herum mit Knochen. Sie klappern, als der Boden in Reaktion zu unserer Annäherung zu beben beginnt. Auch das Wasser vibriert und bringt grüne Blasen zum Vorschein. Die Musik stockt kurz. Eine Stimme spricht zu uns.

Hexia

Noch immer bin ich geschworen, Eide in deinem Namen einzuhalten. Eure Geheimnisse zu bewahren und Gelübde zu ehren, die du nicht einhalten konntest, als du den ultimativen Eid brachst, die du mir an unserem Hochzeitstag geschworen hattest! Ich habe diesen Ort zu einem Denkmal für mich und mein Leiden gemacht. Schaut euch die Wände an und erblickt eure eigenen Torheiten, jede Beleidigung, die ihr mir zugefügt habt, und jedes bisschen Glück, das ich von euch zurückstehlen musste! Jede Nymphe, jeder attraktive Athlet. Jede Schönheit mit betörender Stimme. Jede Edelfrau, jedes Küchenmädchen, jeder schmeichlerische Schmarotzer, jede "große Liebe", mit der du vor mir geprahlt hast! Aber du - Pythor - warst meine große Liebe. Meine einzige Liebe! Der ich ewig Treue hielt! Bis zum heutigen Tag und darüber hinaus! Mein Leben war eine Tragödie. Vom Tod meiner eigenen Mutter durch EURE Drachenlords, bevor der Peiniger meiner Mutter, Sybolkorax, mich "adoptierte", bis zum Ruin, in dem ich heute lebe - du, du warst das eine flüchtige bisschen Glück, das ich mein Eigen nennen konnte! Der eine helle Lichtblick in der grenzenlosen Dunkelheit meines seins. Du hast mir ALLES geraubt! Und nun bist du mit deiner Brut hier um mir den Rest zu geben! Ich kenne dich. Und ich weiß, warum du gekommen bist. Ich bin dein Schicksal. Deine letzte große Aufgabe, die es zu überwinden gilt! Als hätte ich nicht meine eigenen Leiden gehabt, als wäre ich nicht die Verletzte in den leidenschaftlichen Liebschaften eines spielenden Gottes! Die Frau, die er verraten hat! Ich habe ALLES getan um meine Natur zu überwinden, eine tugendhafte Seele und deiner, dir und deiner Liebe würdig zu werden, und du - du hast mich verstoßen... hast alles, was wir hatten, weggeworfen, alles was ich jemals für dich, für uns getan habe, verspottet! Ich war einmal glücklich. Ich war einmal glücklich. Aber nie wieder. Niemals wieder.